GroKo-Deutsch
Phrasendrescherei und Schaumschlägerei:
„Aussiedler, Heimatvertriebene und nationale Minderheiten“
Eine Kolumne von
Michael Paulwitz
Hundertfünfundachtzig Seiten Koalitionsvertrag von vorne bis hinten durchzulesen ist eine Qual. Nur Masochisten tun sich diesen öden Sumpf aus Phrasendrescherei und Schaumschlägerei an. Aber wissen möchte man schon, was die Brüder wirklich im Schilde führen… Ein Klartext-Wörterbuch müßte man haben. Die endlos dahinmäandernden Wünsch-Dir-Was-Kataloge über Gender-Wahn, Migrantenverhätschelung und Familienbevormundung zu übersetzten würde allerdings den Rahmen dieser Kolumne sprengen. Am Freitag in der Druckausgabe mehr davon; für heute versuchen wir es mal mit einem unscheinbaren Mauerblümchen-Kapitel, das sich unten auf Seite 113 versteckt.
GroKo: „Aussiedler, Heimatvertriebene und nationale Minderheiten“
Klartext: Deutsche Heimatvertriebene zählen als Lobby und Wählerpotential schon lange nicht mehr. Die sollen froh sein, daß sie überhaupt noch dreieinhalb Zeilen im Vertragstext kriegen, in denen sie zusammen mit den nationalen Minderheiten auf deutschem Boden verwurstet werden.
GroKo: „Wir halten die mahnende Erinnerung an Flucht und Vertreibung durch einen Gedenktag lebendig, halten weiterhin an den Möglichkeiten vertriebenenrechtlicher Aufnahme in Deutschland fest und werden unsere Hilfen für die deutschen Minderheiten in den Herkunftsgebieten der Aussiedler fortsetzen.“
Klartext: Die Heimatvertriebenen lassen sich sowieso alles gefallen; egal wie man sie demütigt, sie wählen doch wieder CDU und CSU. Also speisen wir sie mit ein paar Selbstverständlichkeiten ab und versprechen ihnen einen Gedenktag, mit dem einige Unionspolitiker dann weiter ihre Sonntagsreden bestreiten können. Nachdem die sozial-, einwanderungs- und arbeitsmarktpolitischen Kapitel des GroKo-Vertrags seitenlang eins zu eins aus dem SPD-Programm übernommen wurden, sollen die schwarzen Wahlsieger ruhig auch mal ein Zuckerl haben.
Volksdeutsche und Aussiedler sind lästiges Anhängsel
GroKo: „Wir stehen zu den eingegangenen Vereinbarungen europäischer Minderheitenpolitik und verpflichten uns weiterhin zur Förderung der vier nationalen Minderheiten in Deutschland – Dänen, Sorben, Friesen sowie deutsche Sinti und Roma – und der deutschen Minderheit in Dänemark sowie den deutschen Minderheiten in Mittelost- und Südosteuropa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.“
Klartext: Die nationalen Minderheiten in Deutschland finden wir im Grunde viel interessanter als Volksdeutsche und Aussiedler – die sind nur ein lästiges Anhängsel.
GroKo: „Die sorbische Sprache und Kultur als Ausdruck der Identität des sorbischen Volkes gilt es zu bewahren. Daher wollen wir die Arbeit der Stiftung für das sorbische Volk langfristig sicherstellen und dafür den Bundeszuschuss sichern.“
Klartext: Für die slawischen Sorben können wir uns ehrlich begeistern, deshalb machen wir ihnen auch konkrete Förderzusagen. Die deutschen Heimatvertriebenen können dagegen lange darauf warten, daß wir uns zur Pflicht zur Bewahrung des ostdeutschen Kulturerbes bekennen und zu den gesamtstaatlichen finanziellen Verpflichtungen daraus, die ohnehin schon auf ein lächerliches Minimum heruntergefahren sind.
— Na, besser lesbar so? Aber wetten, die Masse der deutschen Heimatvertriebenen wählt nächstes Mal wieder schwarz…
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