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Fußball-EM: Schock: Drei Kindergartenpraktikantinnen aus Wolfsburg wurden nach dem Spiel Deutschland-Portugal Ziel eines nationalistischen Angriffs in Oppeln. Das Wochenblatt sprach mit Nicole Lange, die im Rahmen eines Austauschprogramms in Raschau arbeitet, über dieses Vorkommnis. Frau Lange, kurz vor Redaktionsschluss ereilt mich die Nachricht über einen nationalistisch motivierten Angriff auf Sie. Was ist denn genau passiert? Ich war am Sonnabend zusammen mit zwei Kolleginnen aus Wolfsburg in Oppeln zum Fußball gucken in der Nähe des Rathauses. Wir haben ja gewonnen und wir waren schon vorher gewarnt worden, dass wir keine deutschen Fahnen am Auto raushängen lassen sollten. Da aber auf den Straßen nicht viel los war, haben wir uns gesagt: Ach, dann hängen wir sie doch raus. An der ul. Ozimska kam auf einmal an der Ampel ein silberner BMW von hinten angerast stand plötzlich mit quitschenden Reifen neben uns. Zwei Männer – Fahrer und Beifahrer – stiegen aus und kamen mit geballten Fäusten auf uns zu. Ob in deren Auto noch weitere Leute saßen haben wir in dem Moment nicht mitbekommen. In diesem Augenblick hab ich nicht mehr groß nachgedacht und hab sofort aufs Gas getreten. Glücklicherweise kam kein Auto, denn ich bin ja bei Rot gefahren. Wir sind dann schnell sind die Straße runtergebraust. Das Auto verfolgte uns, auch als wir dann abgebogen sind. Im Rückspiegel sah ich, dass das eine echte Verfolgungsjagd war und der BMW richtig um die Kurve gerutscht ist. Ich habe nur einen Polo und da eigentlich keine Chance. Der BMW hat uns also überholt und ausgebremst. Wieso der Verfolger dann aber selber rechts abgebogen ist, kann ich mir nicht erklären. Hätte ich am Anfang nicht aufs Gas getreten, hätten die uns schon vorher alle gemacht. Waren sie auf solch eine Erfahrung vorbereitet? Wir wurden von einer Lehrerin gewarnt, dass so etwas schon passieren kann. Sie berichtet uns, dass eine Frau, die auf der Straße eine Deutschlandfahne in der Hand hielt, schon verprügelt worden sei. Aber wie gesagt. Die Straßen waren frei, nur wenige Fußgänger unterwegs – wer rechnet denn mit sowas? Was hatten Sie am Ring für Erfahrungen gemacht? Wir waren in einer Gaststätte am Ring, wo es mehrere Leinwände gab. Dort waren mehrere Deutsche, es war super dort und hat Spaß gemacht. Viele haben mitgefeiert und uns auch mal „Deutschland“ zugerufen, es gab auch viele die für Portugal waren, aber alle haben uns dort in Ruhe gelassen. Kennen Sie so eine negative Erfahrung aus ihrer Heimat Wolfsburg? In Deutschland fahren viele mit anderen Fahnen rum, vor allem sieht man Fahnen von Italien oder der Türkei. Dass aber jemand deswegen ein Auto demoliert oder auf fremde Leute losgeht, so etwas kenne ich aus Wolfsburg einfach nicht. Wir sind da eher miteinander unterwegs, auch wenn jemand eine andere als die deutsche Fahne dabei hat. Wir bewerten Sie das ganze rückblickend? Der Schock saß schon tief. Wir wollten eigentlich nach dem Fußballausflug noch in eine Diskothek fahren, das haben wir dann aber nicht mehr gemacht, weil wir Angst hatten. Wir wollten nach Breslau fahren, aber das wurde uns während dieser Tage sowieso schon abgeraten. Grundsätzlich haben wir schon nicht viel miteinander geredet, um nicht als Deutscher aufzufallen. Infobox: Bei der Oppelner SKGD kann man dieser Tage zur Unterstützung der Deutschen Mannschaft bei der EM für nur 3 Zloty 50 schwarz-rot-goldene Autofahnen kaufen. Doch während SKGD-Vorsitzender Norbert Rasch selber schon negative Erfahrungen mit Verbalattacken gegen ihn gemacht hat, musste nun auch Gäste aus Deutschen zusammenschrecken.
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