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Den Opfern auf den Flüchtlingsschiffen Nach mehrjährigen Bemühungen des Vorsitzenden der deutschen Volksgruppe in Gdingen, Benedikt Reschke, wurde in der Meereskirche in Gdingen eine Gedenktafel zu Ehren der Opfer der versenkten Flüchtlingsschiffe „Wilhelm Gustloff“, „Goya“ und „Steuben“ enthüllt. Am 65. Jahrestag des Unterganges der „Wilhelm Gustloff“, dem 30. Januar 2010, machten sich einige Mitglieder der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM), ihr Chor „Vaterhaus“ und der Seelsorger und Domherr André Schmeier auf den Weg nach Gdingen. Dort wurden sie im Pfarrhaus der Stella-Maris-Gemeinde empfangen, die sich besonders um Seeleute aus aller Welt kümmert. Nach der Begrüßung durch Raschke als dem Vorsitzenden der deutschen Volksgruppe vor Ort begaben sie sich in die nahe liegende Kirche. Den ökumenischen Gottesdienst zelebrierten Pater Edward Pracz vom Redemptoristenorden, der auch Seelsorger der Seeleute ist, Domherr Schmeier, Pastor Wojciech Froehlich aus Stolp und der Kantor Karol Kołodziej. Während der Trauerveranstaltung sangen der Chor „Vaterhaus“ und der Gemeindechor zusammen. Der deutsche Generalkonsul in Danzig, Joachim Bleicker, und Sybille Dreyer von der Landsmannschaft Westpreußen sprachen, anschließend wurde ein Grußwort des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, verlesen, die sich an der Finanzierung der Gedenkplatte beteiligt hat. Nach dem Gottesdienst gingen die Versammelten in eine Kapelle der Kirche, wo sich zahlreiche Gedenktafeln für Opfer von Seekatastrophen befanden. In Anwesenheit von Vertretern der Medien enthüllten der Generalkonsul und Frau Dreyer eine Bronzetafel, die an die ums Leben gekommenen Passagiere der deutschen Schiffe „Wilhelm Gustloff“, „Goya“ und „General Steuben“ erinnert. Insgesamt gedachte man zirka 30000 Menschen, die zwischen Januar und April 1945 den Torpedos sowjetischer U-Boote zum Opfer gefallen sind. Die Tafel wurde schließlich von Pater Pracz geweiht. Aus der Kirche brach man bei grimmig kaltem Wind an die Ostsee auf. Nach dem Totengedenken durch Frau Dreyer stimmte Kantor Kołodziej das Kaddisch (das jüdische Heiligungs- und Totengebet) an. Auch denen, die unberührt blieben, trieb der Wind die Tränen in die Augen. An der Veranstaltung nahmen auch der Abgeordnete der deutschen Volksgruppe Ryszard Galla, der Vorsitzende der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD), Bernard Gaida, und Łucja Bagiński, eine Überlebende der „Wilhelm Gustloff“-Katastrophe, teil. Diesmal waren die Tischgespräche im Freundeskreis ernster als sonst, da jeder der Tausenden Opfer gedachte. Das Grußwort des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen Sehr verehrte Damen, meine Herren, in diesen Tagen und Wochen jährt sich zum 65. Mal der Untergang etlicher Flüchtlingsschiffe, die ost- und westpreußische Menschen, meist Frauen und Kinder und alte Personen, vor der heranrückenden Roten Armee in den Westen Deutschlands bringen wollten. Stellvertretend für diese Schiffskatastrophen steht die Versenkung des Schiffes „Wilhelm Gustloff“ durch ein russisches Unterseeboot. Rund 10000 Menschen gingen mit der „Gustloff“ im wahren Sinne des Wortes zu Grunde. Insgesamt kamen damals mehr als 30000 Menschen durch Schiffsversenkungen zu Tode. Allerdings konnten mehr als zwei Millionen Menschen auf dem Seeweg über die Ostsee gerettet werden. Hunderte deutsche Marinesoldaten verloren dabei ihr Leben. Auch an sie soll heute erinnert werden. Zahlreiche Angehörige der Opfer der Schiffskatastrophen, auch Angehörige der Opfer der „Gustloff“ sowie Überlebende trauern heute noch über die Opfer, die auf dem Ostseeboden ruhen. Wir Überlebende und Nachgeborene empfinden mit Ihnen Ihre Trauer und Ihren Verlustschmerz. Unsere Frage nach dem „Warum“ kann niemand befriedigend beantworten. Einhergehend mit unserer Trauer für die Opfer gilt unsere Trauer auch unseren Völkern. Wir alle haben einen entsetzlichen Preis für einen Krieg bezahlen müssen, an dem Deutschland gewiss nicht unschuldig war. Als Konsequenz aus dem schrecklichen Zweiten Weltkrieg ergibt sich unsere nachdrückliche Forderung: Nie wieder Krieg! Ich danke den Verantwortlichen des Deutschen Vereins Gdingen für die Initiative zur Aufstellung der Gedenkplatte. Gerne wäre ich an diesem Tag unter Ihnen gewesen, aber eine Sitzung des Bundesvorstandes am heutigen Tag verhindert mein Hiersein. Ich grüße alle Teilnehmer an dieser Veranstaltung. Der Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen bleibt allen Menschen in Ost- und Westpreußen im heutigen nördlichen Polen verbunden. Wilhelm v. Gottberg
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