Publizistin Helga Hirsch fordert
Rücktritt des Direktors
der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung
In der aktuellen Debatte um die Stiftung Flucht, Vertreibung,
Versöhnung sei der Direktor Manfred Kittel "einfach überfordert", sagt die
Publizistin Helga Hirsch. "Statt auch in die Offensive zu gehen oder Dinge
zurechtzurücken, weicht er in der Regel zurück."
Sie
fordert Kittel zum Rücktritt auf. Derzeit trieben die Öffentlichkeit und die
politischen Parteien die Stiftung vor sich her und von der Stiftung komme kein
Protest. Helga Hirsch hatte am Mittwoch ihren Austritt aus dem
wissenschaftlichen Beirat der Stiftung bekannt gegeben.
Sie sehe nicht, wie unter den augenblicklichen Konstellationen eine Lösung
herbeigeführt werden könne, sagte sie im Deutschlandfunk. Es sei von Anfang an
klar gewesen, dass der Direktor der Stiftung eine sehr schwierige Aufgabe
übernehmen werde, weil das Thema "ein Streitpunkt im parteipolitischen Gehedder"
sei und in der Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutiert werde.
Kittel habe offenbar unterschätzt, was für eine schwierige Ausgangslage er
vorfinden werde und wie viel Rückgrat und Selbstbewusstsein er benötige, um
Vorwürfen standzuhalten, die sehr häufig überzeichnet seien. Er hätte sich so
weit gegen die öffentliche Debatte abschirmen müssen, dass überhaupt noch eine
konstruktive Arbeit innerhalb der Stiftung zustande komme. Vielmehr habe Kittel
jedoch der Öffentlichkeit nicht klar machen können, wofür die Stiftung stehe.
"Solange eine Leitung nicht imstande ist, politischen Gegenwind auszuhalten,
solange sie nicht überzeugt ist, sie kann auf eine konstruktive Weise auch
Dissens organisieren ( ... ), solange wird dieses Projekt nicht von der Stelle
kommen", sagte Hirsch.
"Ein Zug fährt nur, wenn vorne ein Zugführer ist und die Lokomotive zieht. Wir
können nur schieben als Beraterkreis." Sie habe überhaupt nichts gegen Herrn
Kittel als Menschen. "Aber in dieser Stelle, in dieser höchst brisanten und
schwierigen, glaube ich, kann er die Zukunft nicht schaffen."
Sie sei sehr enttäuscht darüber, wie die Arbeit der Stiftung in dem halben Jahr
seit der Gründung verlaufen sei. Es gebe weder Grundlagen dafür, wie die
geplante Dauerausstellung über Vertreibung aussehen solle, noch ein Programm für
Veranstaltungen in diesem Jahr. "Das heißt, wir existieren faktisch nicht in der
Öffentlichkeit", kritisierte Hirsch.
"Die Stiftung zerbröckelt augenblicklich", warnte die Publizistin. Sie hoffe,
dass Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) die Zahl der Mitglieder in dem
Beirat auf etwa 15 Personen erhöhen werde, damit ein größeres wissenschaftliches
Spektrum vertreten sei. "Wir brauchen ein wesentlich erweitertes Gremium mit
einer viel größeren Breite von Meinungen ( ... ) und wir brauchen einen
handlungsfähigen Direktor, der auch manchen Streit in der Öffentlichkeit
wirklich austragen kann und der vermitteln kann", fügte sie hinzu.
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