Warschau
- Noch nie hat ein deutscher Aussenminister einen so miserablen Amtsantritt
gehabt wie zuletzt der Vorsitzende der Freien Demokraten (FDP) Dr. Guido
Westerwelle. Schon sein erster offizieller Auslandsbesuch, ausgerechnet auch
noch beim Nachbarn Polen, brachte ihm mehr Kritik ein, als er während seiner
gesamten poltischen Laufbahn in Raten schlucken musste. Mit dem Willen von
Millionen von deutschen Vertriebenen und deren Nachkommen als Bauernopfer in der
Tasche wollte er sich nicht nur in Warschau persönlich profilieren, sondern auch
"gewissen" polnischen Homophobien etwas Wind aus den Segeln nehmen, beides
dürfte ihm kaum gelungen sein, aber dafür hat er jetzt den schwarzen Peter in
der Tasche und die Vorsitzende des Vertriebenbundes BdV Erika Steinbach im
Nacken. Westerwelle hatte sie zur Überraschung der Deutschen auf den Tisch des
polnischen Präsidenten gelegt, seine Hand ergriffen und demonstrativ auf einen
Abfallkübel in unmittelbarer Nähe gezeigt und sowas lässt sich eine ehrliche
Frau natürlich kaum gefallen.
Polen glauben nicht wirklich an "Steinbach Gefahr"
Erst Westerwelle hatte in Warschau die Suppe wieder aufgewärmt um sich feiern zu
lassen, denn es war eigentlich zuletzt ruhig geworden in Polen um das Thema
Erika Steinbach und Vertriebene, obwohl jeder durch die Medien bereits
vorgewarnt war, dass nach einem Machtverlust der deutschen Sozialdemokraten bei
den letzten Bundestagswahlen, die hauptsächlich bei rechten Polen und linken
Deutschen umstrittene Vertriebenenpräsidentin wohl ihren Platz im Beirat der
Stiftung Flucht-Vertreibung-Versöhnung alsbald einnehmen werde. Die SPD hatte
bekanntlich diese Wahl deutlich verloren, trotzdem war weder Panik noch
Stimmungsmache wie in Zeiten der Kaczynski Regierung (Steinbach ante portas) im
Lande zu spüren, denn den heutigen Bewohnern von Breslau, Stettin oder
Marienburg war längst klar, dass weder Erika Steinbach, noch der
Vertriebenenverband oder eine Angela Merkel sie aus ihren Häusern und Wohnungen
werfen wollen.
Westerwelle unehrlich und inkompetent
Man muss den Deutschen wirklich zu Gute halten, dass sie in ihrer Anerkennung um
die eigene Schuld an den Folgen des zweiten Weltkrieges, wozu auch die
Vertreibungen gehören, überwiegend zustimmen, wenn auch deren teils mörderisch
dramatischen Umstände in den Vertreiberstaaten wie Polen, Tschechien und
Jugoslawien und dem allgemeinen Bruch des Völkerrechtes nach wie vor nicht
hingenommen werden. Dass eine Frau Steinbach sich vor 20 Jahren gegen eine
Anerkennung der Oder-Neisse Grenze aussprach, den Genozid an Deutschen
Zivilisten vor, während und nach dem Kriege beklagte, kann doch nicht von einem
deutschen Aussenminister, bei all seinen angeblichen Versöhnungsabsichten,
ernsthaft als Makel, schädlich und negativ verkauft werden. Westerwelle hat
neben seinem Auftritt in Warschau auch durch seine Argumentationen in den
letzten Tagen zu diesem Thema bereits bewiesen, dass seine Bestellung zum Chef
der deutschen Diplomatie, zumindest aus Sicht von Ehrlichkeit und Kompetenz, ein
Fehlgriff war.
"Politzwerge" auf Profilsuche
Als in der vergangenen Woche der russische NATO-Botschafter Dmitri Rogosin den
polnischen Aussenminister Radoslaw Sikorski einen "Politzwerg" nannte, weil
dieser in Brüssel seine Besorgnis über ein russisch-weissrussisches Manöver an
der Grenze zu Polen vorgetragen hatte, obwohl dieses bereits vor Monaten
angekündigt worden war, amüsierten sich die meisten Polen über ihren Chef-Diplomaten. Doch über das Verhalten von Guido Westerwelle kann man wohl kaum
lachen oder gar sich amüsieren, denn er agiert gegen die Demokratie im eigenen
Land und die Gefühle der meisten seiner Landleute wenn und wann es ihm gerade
opportun erscheint. Was haben die Deutschen also noch von einem Herrn
Westerwelle so alles zu erwarten? Besser wäre es doch ihn zu "opfern", denn
eine ehrliche und wenig opportunistische Erika Steinbach, die 1943 im
pommerschen Rahmel geboren wurde. Erika Steinbachs verlorene Heimat
Die Stadt Rahmel war Erika Steinbachs Heimat die sie verloren hat, auch wenn sie
heute Rumia heisst und nach Versaille und Potsdam wieder einmal zu Polen gehört.
Schon vor dem Ende des zweiten Weltkrieges hat Polen angefangen alle Deutschen
aus Pommern zu vertreiben. Auch wenn Steinbach hier durch die Flucht ihrer
Familie nur indirekt betroffen war und offiziell im besetzten Polen geboren
wurde, so gehört sie dennoch zu den Opfern, da sie früher oder später sowie
vertrieben worden wäre, oder gar das ganze Drama nicht einmal überlebt hätte,
wie unzählige ihrer Landsleute.
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