Krakau
- Das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau alarmierte am frühen Freitag Morgen
die Polizei, die weltberühmte Tafel über dem Eingangtor des ehemaligen Nazi-Konzentrationslager Auschwitz, mit der Aufschrift "Arbeit macht frei", ist
gestohlen worden. Das Verschwinden des wichtigsten Symbols und Zeichens für alle
deutschen KZ während des zweiten Weltkrieges, war von Wachleuten gegen 5.50
morgens gemeldet worden. Ein Großaufgebot der Polizei ist dabei, die Umgebung
der Gedenkstätte nach Spuren möglicher Täter abzusuchen. Die Staatsanwaltschaft
aus Krakau vernimmt Wachpersonal und Mitarbeiter des Museums. Wie und wann sich
der Diebstahl abgespielt haben könnte, ist nicht bekannt. Das gesamte Gelände
des ehemaligen KZ wird von Kameras überwacht. Die Aufnahmen aus dem Bereich des
Tores konnten noch nicht ausgewertet werden. Man schliesst nicht aus, dass man
die Gedenktafel zum Zwecke der Erpressung einer größeren Summe Geld gestohlen
haben könnte, denn die Museumsstiftung gilt als steinreich.
Die Inschrift "Arbeit macht frei" über dem Tor von Auschwitz wurde angeblich
1941 in der Schlosserei des Lagers durch einen Gefangenen Namens Jan Liwacz
gefertigt. Die gleiche Inschrift fand man damals auch an mehreren anderen
deutschen Konzentrationslagern. Nach dem Krieg wurde sie zu einem der
wichtigsten Symbole des Systems der Konzentrationslager. Im Jahre 2006 hatte man
vor Sanierungsarbeiten eine Kopie der Tafel angefertigt, die möglicherweise nun
ersatzweise erst einmal über dem Tor aufgehängt werden wird.
Das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz wurde von der UNESCO unter dem Namen
Auschwitz-Birkenau – deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und
Vernichtungslager zum Teil des Weltkulturerbes erklärt. Hier sollen (1940–1945)
etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet, meist vergast, worden sein. Erst in dieser
Woche hatte die deutsche
Bundesregierung eine gewaltige Summe für den Erhalt der Gedenkstätte
bereitgestellt.
In Israel ist der
Erhalt von Auschwitz-Birkenau allerdings umstritten. Vor allen Dingen
Konservative Juden klagen Polen an, vom damaligen Leid ihres Volkes nun
durch das Tourismusgeschäft "doppelt" zu
profitieren und darüber hinaus sich hier als Opfer in den Vordergrund zu
drängen.
Ein Polizeihund hat ein Loch in einer Aussenmauer des Geländes gefunden. Spuren
führten zur Strasse, sodass man schlussfolgert, dass der oder die Täter
vermutlich in einem Lieferwagen die Inschrift abtransportierte. Inzwischen wurde
eine Belohnung für Hinweise auf ihren Verbleib ausgerufen.
Der
Diebstahl der Tafel mit der Aufschrift "Arbeit macht frei" hat Empörung in der
ganzen Welt ausgelöst. Auch die Aussenminister Deutschlands und Polens, Guido
Westerwelle und Radosław Sikorski nahmen hierzu bei ihrem heutigen Treffen in
Berlin Stellung. Es sei eine abscheuliche Tat, sagten die Minister einstimmig.
Westerwelle fügte noch hinzu, dass es eine ernste, traurige Geschichte, aber vor
allem auch ein Kriminalfall sei. Er äußerte die Erwartung, dass die polnische
Justiz alles tun werden, die Täter zu fangen und zu bestrafen. Sehr schockiert
reagierte auch ein ehemaliger Häftling von Auschwitz, Wladyslaw Szepelak
(Häftlingsnummer 168061), der allerdings Befürchtet, dass Neo-Nazis die Reliquie
gestohlen haben. Die Polizei sprach von professionellen Tätern, die hier am Werk
gewesen sein müssen. Stündlich erhöht sich die Belohnung zur Wiederbeschaffung
der Tafel. Zuerst hatte die Polizei 5.000 Zloty ausgelobt, dann ein privater
Spender den gleichen Betrag, am Nachmittag stellte auch das Kulturministerium
gleich 100.000 Zloty bereit und zuletzt kamen 10.000 von der Wachfirma, die den
Diebstahl nicht verhindern konnte.
Nach der gestrigen Erhöhung der Belohnung für Hinweise auf den Verbleib des 4
Meter langen Schriftzuges, waren etwa 80 Hinweise aus der Bevölkerung
eingegangen. Die Polizei bleibt aber pessimistisch, dass die Täter schnell
gefunden werden könnten. Inzwischen werden auch politische Motive nicht mehr
ausgeschlossen, da der Diebstahl nur Stunden nach der Verkündung von Angela
Merkel über eine finanzielle Unterstützung der Bundesregierung in Höhe von 60
Millionen Euro für die Erhaltung von Auschwitz- Birkenau geschah. Deutsche
Neonazis und andere Ausländer werden nun verdächtigt, mit dem Diebstahl der
Reliquie in Verbindung zu stehen, um Polen vor der Welt zu kompromitieren. Man
befürchtet, dass die Tafel an anderer Stelle, wie z.B. in Jedwabne, nun
auftauchen könnte, um die offene Diskussion der Rolle Polens während des
Holocaustes wieder anzufachen.
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