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Ein Kommentar von Tobias Körfer
zur geänderten Fassung der Broschüre zur Landesstelle Unna-Massen

Aufgrund zahlreicher Proteste von verschiedenen Seiten hat man sich im Ministerium für Genrationen, Familie, Frauen und Integration entschlossen eine veränderte Version der Broschüre ins Netz zu stellen. (Die alte Version gibt es nicht mehr im Netz).

So heißt es auf Seite 13 nicht mehr wie bisher: "Während des Krieges leben etwa 10 Millionen Deutsche in Polen (Ostpreußen, Pommern, Nieder- und Oberschlesien, Ostbrandenburg, Danzig und andere Gebiete). Nach Kriegsende müssen zwischen 1945 und 1950 ca. 3,6 Millionen Deutsche aus Polen sowie aus Ostdeutschland fliehen oder werden vertrieben. Tausende finden dabei den Tod."

Sondern: "Während des Krieges leben etwa 10 Millionen Deutsche in den ehemaligen deutschen Ostgebieten (Ostpreußen, Pommern, Nieder- und Oberschlesien, Ostbrandenburg, Danzig und andere Gebiete). Nach Kriegsende müssen zwischen 1945 und 1950 ca. 3,6 Millionen Deutsche aus Polen sowie aus Ostdeutschland fliehen oder werden vertrieben. Hunderttausende finden dabei den Tod."

Das ist zunächst einmal erfreulich und meine Anerkennung an das oben genannte Ministerium und die zuständigen Entscheider/innen in dem Haus, eigene Fehler zu korrigieren, möchte ich hiermit zum Ausdruck bringen.

Leider wurden die bemängelten Stellen auf Seite 9 und Seite 16 nicht überarbeitet.

Allerdings: Es heißt immer noch "Während des Krieges lebten [...]" Diese Stelle ist so richtig, wie sie auch falsch ist. Denn nicht nur während des Krieges, so kann man das nämlich auch verstehen, sondern seit dem Hochmittelalter bewohnten Deutsche die genannten Gegenden.

800 Jahre deutsche Geschichte östlich von Oder und Neiße zählen (Vgl. bitte den Artikel von Manfred Ruhnau in der Welt am Sonntag vom 15.03.09 unter: http://www.welt.de/wams_print/article3378692/Ueber-Ihre-Haltung-bin-ich-sehr-traurig.html). Das ist eine Tatsache. Und diese Tatsache kommt in der Broschüre leider Gottes immer noch nicht zur Geltung.

Man kann es sehen wie man will, aber nicht nur während der Jahre (1939-1945) - zu dieser Zeit (noch) nicht in Polen - lebten in Ostdeutschland Deutsche und schufen dort unermesslich Wertvolles im Austausch und auch in der Auseinandersetzung mit unseren Nachbarvölkern.

Und leider treffen auch die Zahlen der Vertreibungsopfer immer noch nicht auf den zeitlichen und geographischen Bereich, den die Broschüre umreißt ("Nach Kriegsende müssen zwischen 1945 und 1950 ca. 3,6 Millionen Deutsche aus Polen sowie aus Ostdeutschland fliehen") zu. Bezogen auf das damalige Ostdeutschland (Stand: Kriegsende 1945), d.h. diejenigen deutschen Provinzen in den Grenzen vom 31.12.1937, die östlich der Lausitzer Neiße und der Oder lagen stimmt die Zahl in der Broschüre. Aber "Danzig und andere Gebiete" waren eben nicht Ostdeutschland in den Grenzen vom 31.12.1937. Hier geht die Broschüre, was das Territoriale angeht, nunmehr sogar zu weit.

Laut der in den Jahren 1953 bis 1961 vom Bundesministerium für Vertriebene herausgegebenen Reihe "Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa" haben Ende 1944 – mithin „während des Krieges“ - "in den ehemaligen deutschen Ostgebieten" 9,75 Millionen Menschen und in dem, was die Broschüre als "Danzig und andere Gebiete" bezeichnet 2,14 Millionen Menschen gelebt (Band I/1, Seiten 5 und 7). Wenn also die Broschüre von den "ehemaligen deutschen Ostgebieten" und "anderen Gebieten" spricht, dann muß eine Bevölkerungszahl von nahezu 12 Millionen Deutschen Zivilisten angesetzt werden.

Da jedoch die Zahlen auch in dem mehrbändigen Werk des Bundesvertriebenenministeriums nicht konsequent einheitlich gegliedert und differenziert aufgelistet werden ist eine Feststellung der konkreten Zahlen der Vertriebenen und Toten sehr schwierig. Zusätzlich wird eine klare Berechnung erschwert dadurch, daß nicht immer zwischen alteingesessenen und "heim-ins-Reich geholten" Deutschen differenziert wird. Die Durchsicht läßt nur "in-etwa-Rechnungen" zu.

Vorbehaltlich weiterer Recherchen, die durchzuführen wären, waren von den Vertreibungen nach Kriegsende, d.h. ab Juni 1945 mindestens 4,5 und nicht "ca. 3,6 Mio." in dem gesamten geographischen und zeitlichen Bereich, von dem die Broschüre spricht, betroffen. Mindestens deswegen, da über die vor 1939 polnischen Gebiete keine differenzierten Angaben über die zwischen 1939 und 1944 dort hinzugekommenen Deutschen vorliegen. Diese Angaben gibt es nur für die ehemaligen Ostprovinzen des Reiches. 

Ums Leben gekommen sind von diesen 4,5 Mio. Deutschen bei den Vertreibungen ab Juni/Juli 1945 aus Ostdeutschland, Polen und Danzig mindestens 500.000.
 

Quelle:
Ein Kommentar zur geänderten Fassung der Broschüre Unna-Massen von Tobias Körfer M.A.

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weitere Informationen:

Die Vertreibung in Zahlen
www.ostpreussen-nrw.de/Geschichte/Vertreibung-in-Zahlen.htm;
Dokumentation der Vertreibung der Deutschen;

Es wir immer absurder
Ein Kommentar von Konrad Badenheuer;

30.06.2009: Aussiedler-Lager Unna Massen schließt die Pforten
www.derwesten.de/nachrichten/wr/2009/6/30/news-123828285/detail.html;
30.06.2009: Landesstelle - Laschet würdigt Zuwanderer-Aufnahmestelle Unna-Massen
www.ad-hoc-news.de/landesstelle-laschet-wuerdigt-zuwanderer-aufnahmestelle...;
29.06.2009: Unna-Massen: Landesstelle für Aussiedler und Zuwanderer schließt
www.koeln-nachrichten.de/neues-aus-nrw/landesministerien/nrw_landesstellen_integration...;
24.02.2009: Gemeinsam handeln für die Landesstelle Unna-Massen
www.derwesten.de/nachrichten/staedte/unna/2009/2/24/news-112596731/detail.html;

PDF-Dateien:

30.06.2009: Landesstelle Unna-Massen - Ein starkes Stück Landesgeschichte
1. Fassung - inzwischen aus dem Netz genommen
www.lum.nrw.de/Termine/PDF/landesstelle_unna_massen-090630.pdf;
dafür durch 2. Fassung ersetzt:
www.landesstelle.nrw.de/Termine/PDF/broschuere_lum_ein_starkes_stueck.pdf;
06.11.2008: Landesstelle Unna-Massen als Gedenk- und Informationszentrum
www.integrationsbeauftragter.nrw.de/pdf/presse/ps-landesstelle-unna-massen.pdf;
2001: 50 Jahre Landesstelle Unna-Massen 1951-2001
www.nps-lum.nrw.de/service/publikationen/PDF/50jahre_lum.pdf;


 

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