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Späte Hilfe für die Opfer
Uniklinik Hamburg-Eppendorf will Langzeitbelastung durch Flucht und Vertreibung erforschen
von Klaus D. Voss

Viel zu spät hat sich die Wissenschaft darum gekümmert, welche starken psychischen Belastungen die Menschen bei Flucht und Vertreibung erlitten haben, unter denen sie bis heute noch leiden.

Jetzt will das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in einem groß angelegten Projekt systematisch die seelischen und körperlichen Folgen von Flucht und Vertreibung erforschen. Dr. Christoph Muhtz, Arzt und Projektleiter dieser Untersuchung an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, hofft, daß sich gezielte Behandlungsmöglichkeiten entwickeln lassen für jene Menschen, die heute noch unter den schweren Belastungen leiden und ärztliche Hilfe brauchen.

Dieser Ansatz hatte Muhtz und seine sechs Mitarbeiter aus dem Team von Prof. Dr. Michael Kellner zu diesem Forschungsprojekt gebracht. Schon seit Jahren müssen die Ärzte der Eppendorfer Uniklinik in ihrer Spezialambulanz für traumatisierte Menschen immer wieder Patienten betreuen, die unter starken akuten psychischen Belastungen stehen und die ein gemeinsames Schicksal haben: Flucht und Vertreibung.

Die Behandlung dieser Menschen hat dem Wissenschaftler klar gemacht, wie schwer die Leiden der Fluchtopfer waren und wie lange anhaltend sie auch heute noch sind.

Insbesondere über die Auswirkungen bei Vertriebenen und Flüchtlingen, die damals Kinder waren, weiß man wenig, und es gibt kaum systematische Forschung über die Langzeitfolgen bei diesem Personenkreis.

Konkret soll erforscht werden, ob und unter welchen körperlichen und seelischen Veränderungen Menschen leiden, die als Kinder in und nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland vertrieben wurden oder geflüchtet sind. Konkret sind Muhtz und Mitarbeiter auf der Suche nach Menschen aus den Geburtsjahrgängen 1933 bis 1940. Außerdem wollen die Wissenschaftler der Frage nachgehen, ob die später geborenen Kinder dieser Flüchtlingsgeneration ebenfalls durch das Fluchtschicksal geprägt worden sind.

Die Untersuchung ist auf 1000 Fälle angelegt; alle Teilnehmer erhalten ausführliche Fragebögen, die man in aller Ruhe ausfüllen kann. Der Arzt Muhtz ist sich bewußt, daß viele Menschen bei der Bearbeitung dieser Unterlagen wieder mit einem schweren Abschnitt in ihrem Leben konfrontiert werden. Er bittet um Mitarbeit, um verbesserte Behandlungsmöglichkeiten entwickeln zu können.

Ein kleinerer Teil der Befragten soll später zu einer vertieften Untersuchung eingeladen werden. Dabei soll auch mit einem speziellen Bluttest erforscht werden, ob die Opfer von Flucht und Vertreibung wegen der extremen Belastungen eine besondere Form von Streßverarbeitung entwickelt haben.

Es sei viel Arbeit, die Fragebögen auszufüllen, sagt Muhtz. Aber es gibt dafür auch eine kleine Entschädigung von 15 Euro. Die Teilnehmer, die zu späteren Untersuchung eingeladen werden, erhalten 30 Euro und die Reisekosten.

Interessenten wenden sich bitte an

Dr. med. C. Muhtz
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Martinistraße 52
D-20246 Hamburg
Telefon 040-42803-4791
E-Mail: vertriebenprojekt@uni-hamburg.de.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt, 12/08 v. 22.03.2008

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weitere Informationen:
20.10.2008: Greifswalder erforschen Kriegstrauma -
Erste Studie zu Verbrechen an Frauen gestartet - Psychologen wollen Vergewaltigungsopfer befragen
www.ad-hoc-news.de/Zusammenfassung-Neu-Details-Greifswalder-erforschen--/de/Politik...;
http://vollekanne.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,7380268,00.html;
www.klinikum.uni-greifswald.de/index.php?id=69&tx_ttnews[pointer]=1&tx...


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