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»Eure Arbeit ist für uns ein Impuls«
Der BJO pflegte in der diesjährigen Sommerfreizeit Kriegsgräber in Klein Guja

Etliche Zivil- und Soldatenfriedhöfe in Ostpreußen befinden sich seit Jahren in einem Zustand, der für die Toten unwürdig ist. Die Kriege des letzten Jahrhunderts zeigen deutlich auf, zu welchem Haß Nachbarländer fähig sind. Vor dem Hintergrund, daß Politiker in Berlin und Warschau immer wieder mit Blick auf die europäische Vergangenheit den Frieden predigen, ist es verwunderlich, daß viele Soldatenfriedhöfe abseits der Öffentlichkeit vergessen werden.

Die ostpreußische Jugend hat sich bewußt für den Kriegsgräbereinsatz entschieden, damit an der letzten Ruhestätte der deutschen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg würdevolle Ordnung herrscht.

Gemeinschaft erleben, Heimaterde spüren und Interesse an der Geschichte gehörten zu den wichtigsten Beweggründen für die Teilnahme an der Sommerfreizeit.

Klein Guja, ein kleiner Ort zwölf Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Angerburg, der durch einen seiner ehemaligen Bewohner – den Erforscher der Tier- und Pflanzenwelt Ostpreußens Walter von Sanden – bekannt wurde, war für den Bund Junges Ostpreußen (BJO) der Einsatzort für mehrere Tage. Der im Wald gelegene Heldenfriedhof hat seit den 1990er Jahren ein sechs Meter großes Kreuz in der Mitte. Bis 2004 hat sich ein Bewohner des Ortes der Pflege des Soldatenfriedhofes angenommen. Seit ihm dies wahrscheinlich aus Altersgründen nicht mehr möglich war, geschah nichts mehr.

Seit einigen Jahren ist der Rastenburger Heimatverein „Towarzystwo Milosnikow Ziemi Ketrzynskiej“ mit seinem Vorsitzenden Maslon hier aktiv. Der pensionierte Grenzschutzbeamte hat früher an der Demarkationslinie gearbeitet und ist mit seinem Verein bemüht, alle Soldatenfriedhöfe im Raum Rastenburg zu dokumentieren und nach Möglichkeit nach altem Kartenmaterial zu restaurieren. Der Rastenburger Kreisvertreter Hubertus Hilgendorff stellte den Kontakt zwischen dem BJO und Maslon her. Zwischen dem BJO und dem Rastenburger Verein entwickelte sich schnell eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die dazu führte, daß Maslon seinerseits die Stadt Angerburg für die Arbeit der jungen Ostpreußen begeistern konnte. So war das Genehmigungsverfahren zum Arbeiten auf dem Heldenfriedhof und die Bereitstellung von Gerätschaften für die Durchführung der Arbeiten für die Stadt eine Selbstverständlichkeit.

Beim erstmaligen Betreten dieser Ruhestätte bekamen einige Teilnehmer der Fahrt im Angesicht des Zustandes einen Schreck. Erst vor kurzem hatten Wildschweine den gesamten Soldatenfriedhof verwüstet. Aufgrund der sehr hoch gewachsenen Büsche und Gräser waren zunächst nicht alle Grabsteine erkennbar; der umliegende Wald kam dem Friedhof immer näher.

Wenige Meter von dem Soldatenfriedhof entfernt fand ein Teilnehmer den Sockel eines Grabsteines. Nach näherem Hinsehen merkten die jungen Ostpreußen, daß er einen Teil eines auf dem Friedhof fehlenden Grabsteines bildete. Es war ein besonderer Augenblick für die Teilnehmer, denn jeder Grabstein steht für ein tapferes Eintreten eines jungen Mannes, der für sein Vaterland gestorben ist.

In Zusammenarbeit mit dem Rastenburger Verein gelang es, in einer Feierstunde den Soldatenfriedhof der Stadt Angerburg zu „übergeben“. Dem Bund Junges Ostpreußen wurde für seinen engagierten Einsatz gedankt.

Ein evangelischer Militärpastor, der ein Jahr in Heidelberg Theologie studierte hatte, war über die Einladung sehr erfreut. Seinen Segen für den Soldatenfriedhof erteilte er in Deutsch, nachdem die Teilnehmer des Bund Junges Ostpreußen zum Gedenken an die Gefallenen das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“ gesungen hatten. Der Bundesvorsitzende des Bundes Junges Ostpreußen, der die Sommerfahrt mit dem Schwerpunkt Kriegsgräberarbeit geleitet hat, erinnerte in seiner kurzen Ansprache daran, daß die Soldatenfriedhöfe als Zeugnisse der Vergangenheit lebendig gehalten werden müssen, damit der Frieden zwischen Deutschen, Polen und Russen dauerhaft ist.

Die Stadt Angerburg war mit ihrem stellvertretenden Bürgermeister Andrzej Lachowicz vertreten, der zur mittleren Generation zählt und ein verständliches Deutsch spricht. Er versprach, daß in Zukunft in regelmäßigen Abständen ein Mitarbeiter der Gemeinde auf dem Soldatenfriedhof arbeiten wird. Es war nicht irgendein Termin für den stellvertretenden Bürgermeister, er war vielmehr sehr bewegt, als er sagte: „Eure Arbeit ist für uns ein Impuls, uns dem hier zu stellen“. Maslon betonte, daß sein Verein auch weiterhin den Soldatenfriedhof beobachten und einen Antrag stellen werde, daß die Ruhestätte unter Denkmalschutz komme.

Um die Kameradschaft zu leben und Nähe zu den Ostpreußen herzustellen, schlug der Bund Junges Ostpreußen seine Zelte bei einem deutschen Bauern in östlich von Drengfurt gelegenen Thiergarten auf und sang abends bei klarem Himmel und Lagerfeuer deutsche Lieder im Bewußtsein, in der Heimat zu sein.

 Die Nähe zu den heimatverbliebenen Ostpreußen ist für den BJO Tradition geworden. So kamen die jungen Ostpreußen zu einem Gedankenaustausch mit der deutschen Volksgruppe in Rastenburg zusammen. Dieser war geprägt vom gegenseitigen Respekt und eröffnete den jungen Ostpreußen einen Einblick in die Aktivitäten vor Ort. Am Ende des Treffens kam auch ein Jugendlicher in das Deutsche Haus, der den BJO noch nicht kannte und nach einem Gespräch sein Interesse an der Jugend der Landsmannschaft Ostpreußen und ihren Aktivitäten bekundete.

Bei einer solchen Fahrt durfte die Besichtigung historischer Orte beziehungsweise Gebäude nicht fehlen. Die jungen Ostpreußen bekamen die Gelegenheit, sich das Rastenburger Stadtschloß anzusehen. In Lötzen wurde am deutschen Gottesdienst in der evangelischen Kirche teilgenommen, und die Feste Boyen und der neu eröffnete Wasserturm wurden besichtigt.

Der Bund Junges Ostpreußen wird auch in Zukunft die Kriegsgräberarbeit als einen wichtigen Bestandteil seines Wirkens ansehen, denn Soldatenfriedhöfe dienen der Mahnung an alle Menschen, Frieden miteinander zu halten.     S. H.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt, Ausgabe 36/08 v. 6.9.2008

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Weitere Informationen:
Bund Junges Ostpreußen: www.ostpreussen-info.de


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