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Ännchen von Tharau – die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn, und der Akademische Freundschaftskreis Ostpreußen (AFO) laden begleitend zum diesjährigen Ostpreußentreffen herzlich ein zu einer Soiree: Ännchen von Tharau – ihr Leben, ihr Lied, ihre
Kirche – gestern und heute Es ist das vielleicht beliebteste deutsche Volkslied: Das Hochzeitsgedicht auf das „Ännchen von Tharau“, die schöne junge Pfarrerstochter Anna Neander aus Tharau/ Ostpreußen, verfasst im Jahre 1637 von dem Barockdichter Simon Dach, später ins Hochdeutsche übertragen von Johann Gottfried Herder und vertont von Friedrich Silcher. Der erste Teil der Soiree wird sich mit Vortrag (Betty Römer-Götzelmann) und Gesang (Annette Subroweit) dem Leben des berühmten „Ännchen“ widmen, der zweite in Wort und Bild, gestaltet von der Kulturstiftung, vom Glanz, Untergang und Wiederauferstehen der Tharauer Kirche berichten. Der Eintritt ist frei. Bitte leiten Sie diese Einladung auch an andere mögliche Interessenten weiter! Mit freundlichen Grüßen
Ostpreußens heimliche
Hymne
Es kann vielleicht als das beliebteste deutsche Volkslied gelten und ist gewiss Ostpreußens heimliche Hymne: Das Hochzeitslied auf das „Ännchen von Tharau“, die schöne junge Pfarrerstochter Anna Neander aus Tharau/Ostpreußen, im Jahre 1637 in samländischem Niederdeutsch verfasst von dem Barock-dichter Simon Dach, später ins Hochdeutsche übertragen von Johann Gottfried Herder und vertont von Friedrich Silcher. Das Ännchen, dessen Bronzefigur heute wieder einen Brunnen in Memel [Klaipeda] ziert – es wurde im Laufe der Jahrhunderte geradezu zum Mythos, einem Mythos, der indes kaum weniger gefährdet zu sein scheint als die Kirche des südlich von Königsberg gelegenen Ortes Tharau, bei der das Ännchen seine Kindheit verbrachte. Zu der Soiree „Ännchen von Tharau – ihr Leben, ihr Lied, ihre Kirche – gestern und heute“ hatten die Bonner Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und der Akademische Freundeskreis Ostpreußen die Teilnehmer des diesjährigen Kasseler Deutschlandtreffens der Ostpreußen eingeladen. Hans-Günther Parplies, Vorsitzender der Kulturstiftung und gleichzeitig Mitglied des Freundeskreises, zeigte sich erfreut über den Zustrom der Besucher, die der Saal kaum zu fassen vermochte, unter ihnen auch Angehörige der deutschen Minderheit aus Memel. In einem ersten Teil des Abends brachten Betty Römer-Götzelmann (Rezitation) und Annette Subroweit (Gesang), einfühlsam begleitet von Nikolaj Abramschuk (Akkordeon), die Verse des Ännchen-Liedes gekonnt zu Gehör, auch auszugsweise in der niederdeutschen Urfassung und in der ersten zeitgenössischen Vertonung des Königsberger Domorganisten Heinrich Albert. Beeindruckend vermittelten sie die kraftvollen sprachlichen Bilder des Liedes, eigentlich eines Gelegenheitsgedichtes, dessen zeitlose Wirkung, über Jahrhunderte hinweg, von Simon Dach gewiss nicht vorausgesehen werden konnte. Die vortragenden Damen stellten das Lied dem von harten Schicksalsschlägen ebenso wie von glücklichen Phasen geprägten Leben des „Ännchen“ gegenüber und ermöglichten auf diese Weise spannende Einblicke die bewegte Geschichte und die reiche Kultur Ostpreußens im 17. Jahrhundert. Hatte die mittelalterliche „Ännchen-Kirche“ von Tharau, herausragendes Zeugnis der landschaftsprägenden Backsteinbaukunst des Ordenslandes, samt ihrer wertvollen Barockausstattung den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden, so teilte sie doch rasch das Schicksal eines Großteils der Kirchen des Königsberger Gebietes, fiel sie der Plünderung und dem Verfall anheim. Vom Glanz, Untergang und Wiederauferstehen der Tharauer Kirche berichtete in einem zweiten Teil des Abends Dr. Dr. Ehrenfried Mathiak, Mitglied des „Förderkreises Kirche von Tharau“. Vor etwa 15 Jahren hatte sich diese Initiative unter dem Eindruck der erschütternden Dokumentation des Russen Anatolij Bachtin über den Untergang der ostpreußischen Landkirchen gegründet. Dank der Unterstützung aus Politik und Wirtschaft ist es dem rührigen Förderkreis inzwischen gelungen, die Kirche mit neuen Dächern zu versehen, das Mauerwerk zu stabilisieren und weiterem Verfall Einhalt zu gebieten. Gleichwohl sind noch erhebliche Anstrengungen erforderlich, um die Kirche einer die Zukunft sichernden Nutzung zuzuführen. Erfreulich ist allerdings nicht zuletzt die wachsende Identifizierung der russischen Bevölkerung mit der „Ännchen-Kirche“, wie sie etwa kurioserweise darin zum Ausdruck kam, dass jemand mit kyrillischen Buchstaben in einen Balken des Dachstuhls „Anke for ever“ ritzte. Überhaupt kann man, so Hans-Günther Parplies, den Eindruck gewinnen, das Bewusstsein für den Wert der preußisch-deutschen Kultur Ostpreußens sei im heutigen russischen Umfeld lebendiger als im westlichen Deutschland. Dies gilt nicht nur für die Baudenkmäler, sondern auch für das literarische Erbe, konkret eben auch für das Ännchen-Lied und die weitere Dichtung Simon Dachs, dessen Choräle aus den evangelischen Gesangbüchern weitgehend verschwunden sind. Parplies rief daher dazu auf, sich an der Gründung eines „Freundeskreises Anke von Tharau“ zu beteiligen, der der Pflege des „Ännchen-Mythos“ gewidmet sein soll. Hieran Interessierte mögen sich gerne an die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen (Kaiserstraße 113, 53113 Bonn, Telefon (0228) 91512-0 wenden. Der wohlwollenden Unterstützung der Anwesenden für sein Vorhaben konnte sich Parplies angesichts des als Abschluss der Veranstaltung inbrünstig gemeinsam gesungenen Ännchen-Liedes sicher sein. - Ernst Gierlich
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