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Hermann Sudermann


Gedenkschrift - 70 Jahre LO-NRW

70 Jahre LO Landesgr. NRW
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Grußworte zum Deutschlandtreffen der Ostpreußen
Messe Berlin - 21. und 22. Mai 2005



Niemanden ausgrenzen
Grußwort von Christa Stewens, Bayrische Staatsministerin

Liebe ostpreußische Landsleute!

Seit 27 Jahren ist die Bayerische Staatsregierung Pate der Landsmannschaft Ostpreußen. Mit Stolz blicken wir auf dieses Obhutverhältnis, das von Ministerpräsident Alfons Goppel vollzogen wurde und seither über Franz-Josef Strauß bis Dr. Edmund Stoiber mit Leben erfüllt wird. Das Fundament seines Erfolgs ist wechselseitiges Vertrauen, regelmäßige Begegnungen der Führung der Landsmannschaft mit der Bayerischen Staatsregierung, der Austausch von Erfahrungen und Meinungen und das gemeinsame Vorgehen vor allem in den Angelegenheiten der Kulturarbeit.

Mit großer Zustimmung verfolgen wir, wie die Ostpreußen ihren reichen geschichtlichen Vorrat sichern, ihn bewußt machen und aus ihm Kraft und Ermutigung beziehen. Wo Bayern und Ostpreußen gemeinsam angetreten sind, haben sich Einrichtungen bewährt. Das Kulturzentrum Ostpreußen ist ein Sproß der Landsmannschaft. Im Deutschordensschloß Ellingen hat es sich zum Mittelpunkt der ostpreußischen Kulturarbeit in Bayern entwickelt. Das weitgehend von Bayern finanzierte Haus Kopernikus der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit ist ein gemeinsamer Erfolg. Nur wo Volksgruppen über ein eigenes Zentrum verfügen, haben sie eine Zukunft. Nur wo eigener Raum ist, vermag sich etwas zu entwickeln. Die Ostpreußische Kulturstiftung war ein Pilotprojekt, das sich nach Jahren erfolgreicher Arbeit jetzt in einer politisch herbeigeführten ungewissen Situation befindet. Gerade hier gilt: Man kann nicht an Ostpreußen erinnern, die entsprechenden Strukturen schaffen und unterhalten, die Betroffenen aber ausgrenzen wollen.

Bayern steht zu den berechtigten Anliegen der Ostpreußen. Wir würdigen die erfolgreichen Aktivitäten, die dem Dialog über die Grenzen dienen. Wir stehen zu Ihnen in Solidarität. Unsere Verbundenheit bedeutet Verläßlichkeit.

Christa Stewens

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung  Ausgabe 22/05 vom 04.06.2005


»Wir müssen aller Opfer gedenken«
Grußwort von Edmund Stoiber,
Ministerpräsident des Freistaates Bayern und CSU-Vorsitzender

Das Deutschlandtreffen der Landsmannschaft Ostpreußen steht 2005 ganz im Zeichen des 60. Jahrestages des Kriegsendes. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten jenen, die damals unter dramatischen Umständen ihre Heimat verlassen mußten. Gerade in Ostpreußen spielten sich dabei schreckliche Szenen ab. Die panische Flucht vor einer vielfach vom Gedanken an Rache und Vergeltung erfüllten Armee, die winterliche Kälte, Hunger und Entbehrung, der Zug über das brechende Eis des Haffs oder die Versenkung vollbesetzter Flüchtlingsschiffe – darunter die größte Katastrophe der Seefahrtsgeschichte –, all das sind Szenen und Bilder, die uns in diesem Jahr zutiefst berühren.

Die erschütternden Berichte der Überlebenden und die wenigen Fotografien, die das Leid und die Not der Menschen erahnen lassen, wurden erst in den letzten Jahren in größerem Umfang von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Lange Jahre ließ der herrschende Zeitgeist dies nicht zu. Erst jetzt beginnen wir, den vollen Umfang des Grauens der damaligen Zeit zu begreifen.

Deshalb ist auch jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um in einem „Zentrum gegen Vertreibungen“ an die schrecklichen Ereignisse zu erinnern und sie in den Kontext der deutschen und europäischen Geschichte zu stellen. Niemand bestreitet den historischen Zusammenhang der Ereignisse, die in der verbrecherischen Politik des nationalsozialistischen Deutschland ihren Ursprung hatten. Der Tag der Befreiung von Auschwitz wird mit Recht als ein herausragender Gedenktag begangen, an dem sich unser Land vor Millionen von Opfern der Gewaltherrschaft verneigt. Aber gerade weil wir nicht Opfer gegenseitig aufrechnen, sondern sie in ihrer je individuellen Würde und in ihrem Einzelschicksal sehen wollen, müssen und dürfen wir auch unseren Opfern gedenken.

Die Vertriebenen sollen sich selbst in einem solchen Zentrum wiederfinden. Sie haben mit ihrer wegweisenden Charta und durch ihr Wirken in der Nachkriegszeit bewiesen, daß sie für Frieden und Verständigung eintreten. Ich bin darum überzeugt, daß sie bei der Gestaltung einer Informations- und Gedenkstätte die hohen Anforderungen, welche die Öffentlichkeit an ein solches Projekt stellt, erfüllen und mit der historischen Erinnerung verantwortungsbewußt umgehen werden.

Die Bayerische Staatsregierung sieht sich seit jeher als verläßlicher Ansprechpartner und Anwalt der Vertriebenen. Deshalb befürworte ich die Errichtung eines solchen Zentrums in Berlin, damit zukünftigen Generationen der Einblick in eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte Mahnung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Vergangenheit und Aufforderung zur Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft ist.

Gerade in der Geschichte und Kultur Ostpreußens finden wir zahlreiche Anknüpfungspunkte für den Bau Europas in Frieden und Freiheit. Hervorheben will ich dabei nur Königsberg, wo vor genau 750 Jahren der Deutsche Orden eine Burg gründete und an dessen Universität ein so einflußreicher und bedeutsamer Gelehrter wie Kant wirkte. Es ist sehr erfreulich zu sehen, daß viele der heute dort lebenden jungen Russen beginnen, die große aufklärerisch-humanistische Tradition dieser Stadt zu entdecken und sie zu einer Brücke zwischen Ost und West zu machen. Auch die Landsmannschaft Ostpreußen wird dazu ganz entscheidend beitragen können.

Edmund Stoiber



Stoiber spricht Klartext, und Prag ist beleidigt

In scharfen Worten hat Bayerns Ministerpräsident Stoiber angeprangert, daß Prag den antideutschen Präsidenten Benesch (1884–1948) mit der Errichtung einer Statue ehrt, statt endlich die nach diesem benannten Entrechtungs-dekrete aufzuheben; die tschechische Regierung reagierte beleidigt und sprach von „Einmischung in innere Angelegenheiten“. Auf dem Sudetendeutschen Tag 2005 hatte der CSU-Chef bestätigt, daß er 60 Jahre nach Flucht und Vertreibung an der Seite der Opfer steht – wie auch in seinem Grußwort zum Deutschlandtreffen der Ostpreußen an diesem Wochenende in Berlin.
 

Quellen:
Preußische Allgemeine Zeitung  Ausgabe 20/05 vom 21.05.2005


Bekenntnis zu Europa
Dr. Angela Merkel, Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion und der CDU

Zum diesjährigen Deutschlandtreffen sende ich der Landsmannschaft Ostpreußen und ihren Gästen die herzlichsten Grüße der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und der CDU Deutschlands.

Daß das Leid der deutschen Heimatvertriebenen in der Kriegs- und Nachkriegszeit nicht vergessen wird, dafür ist die CDU/CSU-Bundestagsfraktion seit Jahrzehnten eingetreten. Sie wird dies auch weiterhin tun. Sie unterstützt deshalb die Errichtung eines „Zentrums gegen Vertreibungen“ in Berlin, den Erhalt des kulturhistorischen Erbes und die berechtigten Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen.

Die letzten Tage waren Anlaß für Besinnung, Erinnerung und Gedenken. Der 8. Mai 1945 war der Tag der Befreiung vom nationalsozialistischen Terrorregime, aber mit diesem Tag war noch nicht für alle Menschen in West und Ost unseres Vaterlandes der Beginn der Freiheit verbunden. Denn in Mittel- und Osteuropa wurden die Menschen von einer neuen Diktatur unterworfen, die erst 1989/90 überwunden werden konnte.

Besonders vor Augen steht uns das schwere Schicksal der Zwangsarbeiter, Flüchtlinge und Vertriebenen. Viele verloren in den letzen Kriegsmonaten und danach ihr Leben oder ihr Hab und Gut, Familien wurden zerrissen, auf der Flucht erlitten viele unmenschliche Grausamkeiten.

„Ein Volk kann seine Gegenwart und Zukunft nur gestalten, wenn es seine Vergangenheit versteht und daraus seine Lehren zieht“. Dieser Gedanke Konrad Adenauers bleibt Richtschnur unseres Handelns. Wenn Vertriebene deshalb zu Recht an ihr Schicksal erinnern, so dient dies allen Menschen als Mahnung, daß Vertreibung in der Welt keinen Platz haben darf.

Zugleich geht es um Versöhnung mit all denen, die Unrecht, Willkür und Vertreibung erlitten haben. Wir wollen die Grundlagen für ein dauerhaftes Miteinander der Völker Europas – vor allem mit unseren osteuropäischen Nachbarn – in Frieden und Freiheit festigen. Verständigung und Versöhnung setzen Dialogfähigkeit und Dialogwilligkeit bei allen voraus.

Ich freue mich deshalb über das diesjährige Motto des Deutschlandtreffens „Im Dialog der Heimat dienen“. Die Bereitschaft zum Dialog steht in der Kontinuität der „Charta der Vertriebenen“ vom 5. August 1950. Mit ihr haben die Heimatvertriebenen frühzeitig auf Vergeltung verzichtet und ein Bekenntnis zu einem gemeinsamen Europa abgelegt.

Das Europa der Freiheit und des Friedens ist zugleich ein Europa der gegenseitigen Hilfe. Es ist besonders anerkennenswert, in welch großem Umfang die Landsmannschaft Ostpreußen in den Heimatgebieten Unterstützung leistet, beispielsweise bei Kindergärten, Schulen, Sozialstationen, Apotheken, Kleiderkammern und Hilfstransporten, aber auch bei kulturellen Projekten. Ich möchte Sie ermutigen, auch künftig in dieser Weise das Versöhnungswerk zwischen den Menschen in Europa fortzuführen.

In diesem Sinne wünsche ich dem Deutschlandtreffen 2005 einen erfolgreichen Verlauf.

Dr. Angela Merkel

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung  Ausgabe 20/05 vom 21.05.2005


Ein Stück Aufbauarbeit
Franz Müntefering, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und der SPD

Zu Ihrem traditionellen Deutschlandtreffen übermittele ich der Landsmannschaft Ostpreußen im Namen der SPD-Bundestagsfraktion herzliche Grüße.

Millionen haben nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verloren. Die Generation, die den Schrecken und Schmerz der Vertreibung selbst miterlebt hat, ist kleiner geworden, aber die Erfahrungen der Eltern und Großeltern leben in den Familien fort.

Die Aufnahme und Integration der Vertriebenen und der Spätaussiedler ist ein großartiges Stück Aufbauarbeit in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, sowohl von den Vertriebenen und Spätaussiedlern selbst als auch von der aufnehmenden Gesellschaft. Nicht immer ist dies auch entsprechend gewürdigt worden. Es freut mich, daß das Thema Vertreibung seit einiger Zeit wieder Thema in der Literatur und Gegenstand von Dokumentarfilmen ist. Wer will, kann darüber informiert sein. Der Landsmannschaft Ostpreußen danke ich ausdrücklich für ihr Engagement, daß dieses Kapitel unserer Geschichte nicht vergessen wird.

Das vergangene Jahrhundert war geprägt durch Kriege, Völkervertreibung und Völkervernichtung. Es ist wichtig, das Gedenken daran zu erhalten und für die künftigen Generationen neu aufzubereiten. Genau so wichtig ist es auch, diese Geschichte der Vertreibung als Teil der europäischen Geschichte zu begreifen. Deshalb begrüße ich die Erklärung über die Gründung des „Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität“, die am 2. Februar 2005 durch die Kulturminister Deutschlands, Polens, der Slowakei und Ungarns feierlich unterzeichnet wurde, die den Grundstein dafür gelegt hat, das Thema Flucht und Vertreibung wissenschaftlich und international vernetzt aufzuarbeiten. Ich bin überzeugt davon, daß wir die Geschichte der Vertreibungen nur verstehen können, wenn wir sie mit anderen europäischen Völkern gemeinsam aufarbeiten. Und ich hoffe, daß die Erfahrungen und das Wissen der Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in die Arbeit dieses Netzwerkes einfließen und sie entscheidend mitbestimmen werden. Ich wünsche uns allen, daß dieses Jahrhundert ein Jahrhundert der Verständigung, der Aussöhnung und des Friedens wird.

Franz Müntefering

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung  Ausgabe 20/05 vom 21.05.2005


Heimat im Herzen
Dr. Wolfgang Gerhardt, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion

Im Dialog der Heimat dienen!“ Unter diesem Leitwort steht Ihr Deutschlandtreffen in Berlin. Sie kommen in diesen Tagen in Berlin zusammen, weil Sie auch heute, 60 Jahre nach Flucht und Vertreibung, Ihre Heimat im Herzen tragen.

Nichts paßte besser zum gemeinsamen Haus Europa als das friedliche Bekenntnis zur Heimat. Heimat ist ein Stück Unverwechselbarkeit. Ohne die Identität und Individualität, die in der Liebe zur Heimat ihren Grund hat, wäre Europa ärmer, gesichtslos und austauschbar. Ostpreußen ist im Begriff, eine europäische Region zu werden. Dabei sollen die Probleme, die sich aus der besonderen Situation Ostpreußens, insbesondere seiner Teilung, ergeben, gerade in diesem Jahr, in dem Königsberg auf eine 750jährige Geschichte zurückblickt, nicht verschwiegen werden. Fest steht aber: Ihr Einsatz tut Ostpreußen gut. Ostpreußen hat vor allem dann eine Chance, wenn sich die, deren Heimat Ostpreußen war, ebenso engagieren, wie die, die heute dort leben. In diesem Sinne verstehe ich den zweiten Teil Ihres Leitwortes, das Bekenntnis zum Dialog. In diesen Dialog können Sie Erfahrungen und Traditionen einbringen, für die Preußen steht. Zur preußischen Staatsidee gehören vor allem Toleranz, Pflichterfüllung und Rechtsstaatlichkeit. Tugenden, die, so alt sie auch sein mögen, unverändert modern und, wie ich hinzufügen möchte, liberal sind. Auch die Bundesrepublik Deutschland braucht diese Tugenden. Ihre Dialogbereitschaft und Ihr bürgerschaftliches Engagement stehen beispielhaft für diese Tugenden. Ihre kultur- und verständigungspolitische Arbeit ist Ausdruck gelebten bürgerschaftlichen Engagements. Um so bedauerlicher ist, daß die Bundeszuwendungen für die Kulturarbeit nach dem Bundesvertriebenengesetz unter der rot-grünen Bundesregierung und Parlamentsmehrheit ganz erheblich zurückgegangen sind.

Ihre Dialogbereitschaft ist bereits in der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ aus dem Jahre 1950 angelegt. Es bleibt Ihr historisches und kulturelles Verdienst, in der Charta auf Rache und Vergeltung verzichtet und sich für ein geeintes Europa, in dem die Völker ohne Zwang und Furcht leben können, ausgesprochen zu haben. In dieser Tradition steht Ihre heutige Nachbarschafts- und Verständigungsarbeit mit den östlichen Nachbarn, für deren Fortsetzung auch und gerade zum Wohle Ostpreußens ich Ihnen im Namen der FDP-Bundestagsfraktion viel Kraft wünsche, so wie ich Ihren Beratungen gute Ergebnisse und dem Deutschlandtreffen insgesamt einen guten Verlauf wünsche.

Dr. Wolfgang Gerhardt

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung  Ausgabe 20/05 vom 21.05.2005


Einsatz für den Frieden
Jörg Schönbohm, Innenminister und stv. Ministerpräsident Brandenburgs

Auch bei Ihrem diesjährigen Deutschlandtreffen in Berlin wollen Sie „Im Dialog der Heimat dienen“. Ein treffendes Motto für Ihr Engagement für Erinnerung und Völkerverständigung in den letzten Jahrzehnten. Denn nur im Dialog können Sie Ihrer alten Heimat Ostpreußen wirklich dienen. Nur im Dialog mit den Menschen, die heute dort leben, kann Ihr Einsatz auf fruchtbaren Boden fallen, kann etwa der gemeinsame Wiederaufbau der Stadtkerne und die Verständigung zwischen ehemaligen Feinden gelingen. Für Ihr Bemühen um ehrliche Versöhnung und für den Dienst an Ihrer Heimat danke ich Ihnen im Namen vieler anderer!

Sie arbeiten an diesen Zielen auf der Grundlage der „Charta der Vertriebenen“. Die darin 1950 formulierten Grundsätze stellten schon damals hohe Ansprüche an Sie selbst und sind bis heute Ausgangspunkt und Voraussetzung für Ihre Aktivitäten. Mit Ihrem Willen zum Dialog, dem Verzicht auf Rache und Vergeltung und dem Einsatz für den Frieden hatten Sie schon damals mehr aus der Geschichte gelernt als mancher heutzutage.

Sie haben so über Jahrzehnte am europäischen Haupt mitgearbeitet. Der Untergang des Sozialismus 1989/1990 hat den Einzug von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit auch in den östlichen Flügel dieses Hauses ermöglicht und damit den Weg zu echter Verständigung erst eröffnet.

Der Beitritt der mittelost-europäischen Staaten zur Europäischen Union am 1. Mai letzten Jahres war das endgültige Ende des Kalten Kriegs, das Ende der waffenstarrenden Blöcke, die sich an der innerdeutschen Grenze gegenüberstanden, das endgültige Ende der unserem Kontinent durch den Sozialismus aufgezwungenen Trennung. Dieser Tag war der endgültige Sieg der Freiheit über die Nachkriegsordnung und der Beginn der gemeinsamen Zukunft. Damit ist auch ein Teil Ihrer alten Heimat nunmehr Teil der Europäischen Union.

Ich danke Ihnen für Ihren Beitrag zum erneuten Zusammenwachsen unseres lange getrennten Kontinentes und bitte Sie, sich weiterhin dafür einzusetzen. Dabei sind Sie wie wenige andere berufen, auch die Erinnerung an das Grauen der Vertreibung wachzuhalten. Noch immer gibt es auf dieser Welt Vertreibungen; viele furchtbare Beispiele zeigen, wie nötig das Erinnern und Mahnen ist. Ich wünsche Ihnen deshalb für Ihre Bemühungen um das „Zentrum gegen Vertreibungen“ alles Gute. Ihre unermüdlichen Versuche um die Einbindung anderer von Vertreibung betroffener Völker verdient mehr Respekt, als er Ihnen weithin zuteil wird.

Ich hoffe mit Ihnen, daß dieses Projekt gelingt und in der deutschen und europäischen Erinnerungskultur den Platz erhält, der ihm zukommt. Ich halte es für richtig, daß Sie dabei eine Zusammenarbeit mit dem „Europäischen Netzwerk gegen Vertreibung“ anstreben.

Für Ihre Veranstaltungen im Rahmen des Deutschlandtreffens 2005 wünsche ich Ihnen gutes Gelingen und viel Freude. Ich bin sicher, daß diese Tage für Sie ein Erlebnis werden, daß Sie alte und neue Freundschaften pflegen und daß Sie bereichert wieder Hause fahren.

Jörg Schönbohm
 

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung  Ausgabe 20/05 vom 21.05.2005


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